SPIEGEL ONLINE Videos: Bewegtbildstrategie fürs Netz

Welche Geschichten interessieren die Zuschauer im Internet und in den sozialen Medien? Wie unterscheiden sich Online-Videoformate vom klassischen TV? Welche Technik sollten VJs beherrschen, die fürs Netz produzieren? Einblicke in die Arbeit des SPIEGEL ONLINE Bewegtbild-Ressorts von Sandra Sperber.

Dies ist eine Zusammenfassung einer Präsentation für das VJ-Netzwerk des Berliner DJV.

Welches Thema will man im Video sehen? Können wir eine Geschichte durch Bilder verständlicher machen? Welcher Aspekt einer großen Nachrichtenlage (wie der Flüchtlings-Krise) bietet sich als Bewegtbild-Thema an? Oder lässt sich eine Story doch besser als Text, als Grafik oder Fotostrecke aufbereiten? Mit diesen Fragen gehen wir in die Themenfindung.

Der große Vorteil gegenüber dem klassischen Fernsehen: Wir müssen nicht alle (bildschwachen) Nachrichten im Video behandeln. Es gibt keine Vorgaben in Sachen Sendelänge. Und wir sind nicht an ein bestimmtes Format gebunden, haben also die große Freiheit, mit Erzählformen zu experimentieren.

Ein paar Beispiele, die meiner Meinung nach gut funktioniert haben:

Hintergründe zu den News: Vorbericht zu einer Pegida-Demo

sachsen zeitung

 

Bildstarkes Thema mit „Ach was?“-Effekt: Schminkkurs für Blinde

Schminkkurs NEU

 

Ein Format, dass es nur im Netz geben kann: Videoquiz von der IAA

Videoquiz

 

Social und mobil

Die beiden wichtigsten Entwicklungen und gleichzeitig Herausforderungen der letzten Jahre:

  1. Immer mehr User sehen unsere Videos auf Mobilgeräten → Wie können wir unsere Videos „Smartphone-tauglich“ machen?
  2. Facebook wird immer mehr zur Videoseite und damit noch wichtiger → Welche Geschichten funktionieren auf Facebook?

Folgende Schlüsse haben wir (bislang) daraus gezogen und experimentieren weiterhin:

  • Audio: Bei Facebook laufen die Videos automatisch ohne Ton an und mobil ist unklar, wieviele Zuschauer Videos auf Smartphones lautlos sehen. Deshalb setzen wir verstärkt auf Texttafeln, um die wichtigsten Informationen eines Sprechertextes zusammenzufassen oder die Stimme aus dem Off komplett zu ersetzen.
  • Spezielle Formate für Mobilnutzer, z.B. unser kurzer Überblick über die Nachrichtenbilder des Tages, den wir am späten Nachmittag ausschließlich auf unserer Mobilseite und App spielen und demnächst im Hochkant-Format produzieren wollen
  • Videos werden direkt auf Facebook hochgeladen, um die Reichweite gegenüber Links zu erhöhen
  • Erzählform anpassen: Videos sollten ohnehin mit der stärksten Szene beginnen aber auf Facebook wird dieses Prinzip noch wichtiger. Der User scrollt durch sein Newsfeed. Um an einem Video hängenzubleiben, müssen die ersten Sekunden überzeugen. Durch Texttafeln, die die Geschichte schnell auf den Punkt bringen, kann man das unterstützen. Hier ein Beispiel:

New Yorks oberster Finanzbeamter hat die Nase voll von den vielen Ratten in seiner Stadt: „Die stehen schon auf den Hinterfüßen und begrüßen mich.“ Die Gesundheitsbehörde hält dagegen, nicht die Ratten sind das Problem sondern die beschwerdefreudigen Bürger.

Posted by SPIEGEL ONLINE on Sonntag, 25. Oktober 2015

 

Welche Technik sollten VJs beherrschen, die für Online produzieren?

  • Drehen mit DSLR (oder Camcordern mit großem Sensor und Wechselobjektiven): Gerade bei ruhigeren (Hintergrund-)Stücken ist der Spiegelreflexlook im Netz inzwischen Standard.
  • Grundlagen der Fotografie: Startbilder, also das Foto mit dem eine Geschichte auf der Website präsentiert wird, sind extrem entscheidend für den Erfolg eines Videos. Deshalb versuchen wir, möglichst nicht einfach ein Einzelbild aus dem Videomaterial zu nehmen (Problem: Bewegungsunschärfe, Bildkomposition), sondern schon vor dem Dreh über ein Motiv nachzudenken und dann vor Ort zu fotografieren.
  • Mobile Reporting: Ob Livestreaming oder schnelles Drehen vor Ort. Das Smartphone wird als Videokamera immer wichtiger.
    Welche Apps, Zubehör etc. man braucht, habe ich hier aufgeschrieben. Mehr Infos zum Livestreaming gibt es hier und hier.
    Dieses Video (Aufsager, O-Töne und die ersten Schnittbilder) habe ich zum Beispiel überwiegend mit meinem iPhone und einem Selfiestick gedreht. Eine Kollegin hat es dann in der Redaktion zusammengeschnitten und mit Bildern von Reuters ergänzt.

Mobile Reporting




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