Neue Videofunktion von Twitter im Test

Bewegtbild-Offensive in den sozialen Netzwerken: Nach Facebook bietet nun auch Twitter endlich eine eigene Videofunktion, die das Posten von Clips leichter machen soll. Sandra Sperber hat sie getestet und zeigt, wie man damit drehen kann und was die Neuerung für Journalisten bedeutet.

Twitter-Videofunktion

Am Morgen war sie plötzlich da: die kleine rote Videokamera in der Twitter-App. Seit Dienstag bietet der Kurznachrichtendienst die neue Funktion, die laut offizieller Ankündigung in den nächsten Tagen bei immer mehr Usern erscheinen soll und besonders „Breaking News“-Situationen auf Twitter revolutionieren könnte. Mein erster Eindruck:

 

Die technischen Details und ihre Vor- und Nachteile:

Vertical Video„: das iPhone muss zum Aufnehmen in der App hochkant gehalten werden. Twitter orientiert sich hier vor allem am mobilen User, der sein Handy nicht kippen muss, um das Video möglichst bildschirmfüllend zu sehen. Allerdings ist das von Nachteil für Medienmacher, die immer öfter Social-Media-Inhalte für Webvideos oder TV-Nachrichten verwenden. Die Twitter Videos lassen sich nur unschön im 16:9-Format senden.

Aufnahmelänge: maximal 30 Sekunden. Ein deutlicher Fortschritt gegenüber Vine und Instagram, so lassen sich auch kurze Statements aufnehmen. Im Gegensatz zu Vine werden die Twitter-Videos nicht als Loop abgespielt. Weniger Kunst – praktischer, wenn es wirklich etwas zu zeigen gibt.

Screenshot der Videokamera in der Twitter-App
Screenshot der Videokamera in der Twitter-App

Der Aufnahmeknopf muss ständig gedrückt werden. Das wirkt für mich amateurhaft und macht das Handling eigentlich nur komplizierter. Meist muss man beidhändig filmen (außer man stabilisiert das iPhone an einer Hauswand, wie im letzten Teil meines Testvideos).

Das Aneinanderfügen, Umsortieren und Löschen von Einzel-Clips ist möglich, allerdings gibt es keine Trimm-Funktion. Das heißt, wer z.B. anfangs kurz wackelt, kann das nicht abschneiden, sondern müsste das ganze Segment neu aufnehmen. Schade.

Ein Feststell-Button für Blende und Fokus ermöglicht qualitativ bessere Videos, indem sie dem User hilft, den richtigen Bildausschnitt scharf zu stellen und ein „Pumpen“ der Blende bei Helligkeitsveränderung verhindert. Eindeutig von Vorteil, wenn man möglichst professionelle Handyvideos drehen will.

Keine Zusatzfunktionen wie Kreativ-Filter, Belichtungskorrektur, Wasserwaage oder die „Geist“-Ansicht von Vine. Das macht die Bedienung simpel und schnell.

Die Videos landen automatisch im internen Speicher des Handys. Das ist praktisch, wenn man sie noch weiterschicken oder auf anderen Plattformen posten will.

In meiner Version der App konnte ich noch keine eigenen Videos aus dem Archiv hochladen. Dem Kollegen Robb Montgomery ist das aber schon gelungen:

Fazit

Als Videojournalistin und Mobile-Reporting-Trainerin ärgert es mich, dass Twitter mit der neuen Funktion nun noch mehr Menschen verführt, ihre Smartphones hochkant zu halten. Video sieht einfach in 16:9 am besten aus.

Mir gefällt, dass Twitter auf hippe Spielereien verzichtet und es lieber einfach macht, Videos schnell zu veröffentlichen. Das passt zum Live-Medium Twitter und dürfte der neuen Funktion schnell zum Durchbruch verhelfen.

Ausblick

Schon jetzt tauchen bei „Breaking News“ Bilder und Videoclips meist am schnellsten bei Twitter auf. Diese Entwicklung dürfte sich durch die neue Funktion noch beschleunigen.

Journalisten könnten in den 30-sekündigen Videos schon recht gut eine Geschichte erzählen, gerade bei aktuellen Vor-Ort-Themen. Ein paar szenische Eindrücke, ein kurzer Aufsager und raus mit dem Tweet. Ich bin gespannt auf die ersten Nachrichten-Einsätze der Videofunktion.

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