Große Unterhaltung – nicht fürs Fernsehen, sondern fürs Netz! „House of Cards“ ist die erste Serie, die nur für Online-Zuschauer produziert wurde.
Neues Berufsfeld: Online-Fernsehmacher. Ich meine damit nicht uns Journalisten, die längst fürs Internet produzieren und dort senden. Inzwischen arbeiten auch klassische Drehbuchschreiber und Fernsehproduzenten fürs Netz.
Das Streaming-Portal Netflix, auf dem halb Amerika normalerweise Kinofilme, TV-Serien und Dokus guckt, hat eine Serie ausschließlich fürs Internet produziert. „House Of Cards“ läuft in den USA nicht im Fernsehen sondern ausschließlich online, auf Abruf für die rund 27 Millionen Abonnenten des Portals.
Grund genug, hier ausnahmsweise über Fiction zu schreiben, die – Serienjunkies seien gewarnt – süchtig machen kann.
Worum geht’s? Macht.
Die Hauptfigur, gespielt von Kevin Spacey, ist ein Kongressabgeordneter, der kaum eine Intrige scheut, um seine Interessen durchzusetzen. Eine Serie über die US-Politik – klingt nach schwerem Stoff aber spricht für die Erfinder. Einen faden Krimi-Abklatsch könnte schließlich fast jeder drehen. Mit „House of Cards“ gehen die Macher ein Risiko ein – dafür lieben wir US-Fernsehen.
Wen interessiert’s?
Polit-Junkies, USA-Fans und alle, die sich von einer fiesen Hauptfigur nicht abschrecken lassen. Nein, Wohlfühl-Fernsehen ist das nicht. Nach meiner ersten „House of Cards“-Session fällt es schwer, irgendeinen der Charaktere wirklich zu mögen. Die intrigante Journalistin? Die überambitionierte Ehefrau? Der drogenabhängie Jungpolitiker? Sie alle haben eine böse Seite.
Zugegeben, ein bisschen US-Kunde kann nicht schaden. Dem Stoff wirklich gut folgen kann nur, wer zumindest schon mal von Begriffen wie House Majority gehört hat.
Ist das einfach Fernsehen im Internet?
Nein, einen entscheidenden Unterschied gibt’s: Hier muss man nicht Woche für Woche auf den Sendetermin warten. Netflix hat zur Serien-Premiere gleich die ersten 13 Folgen ins Netz gestellt. Die New York Times spricht deshalb gar vom Ende des „Social TV“. Weil man nie wisse, wieviele Folgen der Freundeskreis schon gesehen hat, könne man über die Serie nicht gemeinsam diskutieren, so die Befürchtung.
Ich mache mir da allerdings kaum Sorgen, wer erstmal angefangen hat, wird schnell süchtig. Nur noch ein paar Folgen, dann bin ich durch. Und hier in der Polit-Metropole Washinton habe ich das Gefühl, alle reden plötzlich über „House of Cards“. Social TV 2.0 sozusagen.
13 weitere Folgen sind schon in Arbeit und der Anbieter Netflix plant weitere Internet-Serien.