Spiegelreflexkamera für den VJ-Einsatz

Spiegelreflexkamera im VJ-Einsatz
Dreh auf einem Schießplatz: Lärmschutz und bunte Brille gehören sonst nicht zur Ausrüstung…

Die Bilder faszinieren mich schon lange, doch die aufwendige Technik hat mich abgeschreckt. Ein Erfahrungsbericht über das Drehen mit DSLR.

Vor über einem Jahr habe ich das Abenteuer gewagt und drehe seitdem als VJ, also als Kamerafrau und Reporterin in einem, oft mit einer hochwertigen Fotokamera. Hier ein paar Tips für alle, die eine praktische und günstige Spiegelreflexausrüstung suchen.

Es gibt sicher kein Standard-Konzept für das perfekte Zubehör zur DSLR (digital single-lens reflex camera). Kosten und Umfang richten sich sehr stark nach den Anforderungen.

Ich drehe damit vor allem:

Ich drehe damit keine:

  • reinen Nachrichtenbeiträge
  • klassischen Politik-Termine oder Pressekonferenzen
  • Geschichten mit vielen, ständig wechselnden Protagonisten – dazu bräuchte ich einen Tonassistenten
  • „Action-Reportagen“ bei denen man schwer vorhersehen kann, in welcher Licht- und Ton-Situation man sich als nächstes befindet – beispielsweise eine klassische Polizei-Reportage

 

Das Objektiv macht’s

Wirklich entscheidend für die Qualität und den Look der Bilder ist meiner Erfahrung nach das Objektiv. Sicher, die Canon 5D Mark III ist der Favorit vieler Profis. Doch wer nur ein begrenztes Budget zur Verfügung hat, sollte lieber in mindestens ein wirklich gutes Objektiv investieren, als die teuerste Kamera zu kaufen.

Ich habe mich damals für die Canon 60D (ca. 700 Euro) entschieden und es eigentlich nicht bereut. Auch die noch günstigeren Rebel Modelle von Canon können ähnlich gute Bilder liefern. Ausschlaggebend war für mich der Audio-Eingang der Kamera und vor allem das drehbare Klapp-Display. Ein fest in die Kamera eingebautes Display ist vor allem im Freien äußerst schwer zu kontrollieren. Und als VJ wollte ich keinen externen Bildschirm herumtragen oder mein Auge auf einen Sucher pressen und so den Interviewpartner aus dem Blick verlieren.

Abstriche muss ich beim Thema Lichtstärke (maximaler ISO-Wert, Bildrauschen) machen und natürlich bei der Sensorgröße, verglichen mit der 5D (Vollformat). Dafür blieb etwas Geld übrig für eine Profi-Linse.

Und andere Marken? Ganz subjektiv: Nikon schien mir vor gut einem Jahr in Sachen Video nicht ganz so ausgereift wie die Canon-Kameras. Andere Marken wie Lumix habe ich nicht in Betracht gezogen, weil mir die Auswahl an Objektiven nicht groß genug erschien.

 

Vom Kit-Objektiv zum Adlerauge

Kit- und Profi-Objektiv im direkten Vergleich

Erstmal ausprobieren – das war mein Motto zu Beginn. Der Verkäufer bot mir ein Paket an: Kamera plus Linse (Canon EF-S 18-135mm f/3.5-5.6 IS) und ich habe einfach zugeschlagen. Doch schon bald kam das Objektiv an seine Grenzen. Bei Brennweite 18mm (Weitwinkel) eine Offenblende von 3.5 – das ist akzeptabel. Doch sobald ich ranzoomte schloss sich die Blende automatisch (5.6 im Telebereich) und das nervte beim Drehen verschiedener Einstellungsgrößen gewaltig.

Ich wollte eine bessere maximale Blendenöffnung und zwar durchgängig. Doch solche Objektive kosten einiges. Deshalb landete ich zunächst beim Sigma 24-70mm f/2.8 (gebraucht ca. 400 Euro auf ebay). Eine deutliche Verbesserung in Sachen Tiefenschärfe doch auch dieses Objektiv hatte seine Tücken. Lense Flare, Reflexionen in der Linse, bei Gegenlicht und vor allem beim Fotografieren hat der Autofokus wenig Spaß gemacht.

Seit Kurzem bin nun stolze Besitzerin eines Objektivs, das teurer ist (ca. 1900 Euro) als die Kamera, und ich kann sagen: es lohnt sich. Der Canon EF 24-70mm f/2.8L II USM Zoom hat sich auf meiner einwöchigen Drehreise nach Los Angeles bewährt und tolle Bilder geliefert. Gestochen scharf und in grandioser Qualität, die durchaus mit der von Festbrennweiten mithalten kann.

Was gehört noch in die Kameratasche? Mehr zum Thema DSLR im VJ-Einsatz.

4 thoughts on “Spiegelreflexkamera für den VJ-Einsatz

  1. Dein Griff zum Canon EF 24-70mm f/2.8L II USM Zoom war sicher ein guter Entscheid. Aber hättest Du nicht manchmal gerne mehr Weitwinkel?

    Ich habe deshalb das Canon EF 16-35mm f/2,8 L II USM im Einsatz – und ergänzend dazu ein Canon EF 50mm f/1.4 USM.

    By the way: Drehst Du mit einem Schulterstativ? Die meisten Deiner Aufnahmen sind erstaunlich ruhig …

    1. In der Tat, mehr Weitwinkel wäre oft gut. Ich hoffe ein bisschen darauf, dass es bald eine günstigere Vollsensorkamera mit Klappdisplay gibt. Dann wäre das Problem Cropfaktor behoben. Schließlich wird Elektronik doch ständig günstiger…

      Im Sinne des VJ-Einsatz mit begrenztem Gepäck ist das 24-70 mm einfach das beste „Allroundtalent“. Auch super zum Details-Drehen ohne ständig Objektiv zu wechseln. Ich habe aber auch noch ein 50 und 85mm Objektiv. Die sind etwas seltener im Einsatz, seit ich die gute Canon Linse habe.

      Und ja, ich verwende immer ein Schulterstativ (oder Stativ) da das Objektiv keinen Bildstabilisator hat.
      Mein Schulterstativ ist super simpel aber total praktisch. Ich weiß nicht, ob es das auch in Deutschland zu kaufen gibt. Cowboy Studio, 25$. Mehr dazu demnächst hier im Blog!

  2. Alternativ kann ich auch Nikon D 7000 Kamera empfehlen. Sehr robust gebaut, gute Akkutechnologie und vor allem bessere Objektive. Es gibt auch etwas kleinere und günstigere die Nikon D 5200.
    Eigentlich einen stärkeren Weitwinkel als 18 mm würde ich nicht so empfehlen. Die Bilder sehen dann nicht so „journalistisch“, nicht so echt aus. Dann sind die VJ-Beiträge so unglaubwürdig.

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